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Silent Retreat mit Samarpan
von Birgit Kratz


Samarpan war und ist mein "Lebensberater in dunklen Zeiten". Ich habe, zusammen mit meiner damals noch kleinen Tochter Jamina, sehr viele Stille-Retreats mit Samarpan besucht. Äußerlich gesehen geschieht auf solchen Retreats nichts. 2mal am Tag ist Satsang, dazwischen gibt es - je nach Retreat-Ort unterschiedlich - leckeres Essen. Ansonsten darf man alles tun, wozu man Lust hat - außer Reden.

Eine Retreat-Teilnehmerin beklagte in einem Satsang auf einem Retreat in Stiersbach, dass ihr die Regeln fehlen. Sie habe bisher an buddhistisch ausgerichteten Stille-Retreats teilgenommen, wo sie immer am Anfang eine Liste mit Verboten bekommen hätte: Keine Drogen, keine Zigaretten, keinen Alkohol, keinen Sex, kein Fleisch, niemanden anschauen, alle Zeiten genau einhalten... und hier: im Regal stehen Flaschen mit Schnaps, draußen rauchen Leute im Hof, Kinder laufen rum und machen Lärm. Sie käme damit nicht klar. Worauf habe sie sich hier eigentlich eingelassen?!

Darauf Samarpans Antwort: This is an advanced Silent Retreat!, und die deutsche Übersetzung gleich hinterher: Das ist ein Stille-Retreat für Fortgeschrittene. (schallendes Gelächter...)

Ja, außer dem Stillegebot, das in der Regel auch von allen Retreat-Teilnehmern strikt eingehalten wird, gibt es noch eine strenge Anweisung, die unbedingt zu befolgen ist: Niemand darf die Kinder in irgendeinerweise daran hindern, sich frei zu bewegen und laut zu sein. Nur am Anfang ist das eine Herausforderung für neue Retreat-Teilnehmer, denn nach kurzer Zeit schon ist es offensichtlich, dass Kinder in Samarpans Satsangs überhaupt nicht stören, sondern - im Gegenteil - eine Bereicherung sind.

Die Satsangs, die 2mal am Tag stattfinden, verlaufen so, wie die, die man auch regelmäßig live im Internet unter www.samarpan.de verfolgen kann (hier sind auch online-Fragen an Samarpan möglich!). Die Satsangs der Retreats werden jedoch nicht live übertragen.

Meine Erfahrung mit Satsangs auf Stille-Retreats ist, dass hier tierfer geschürft wird. Durch die geschützte Umgebung trauen sich solche inneren Lasten an's Licht, die sonst immer mehr oder weniger im Verborgenen ihr Dasein fristen. Mir ist es dann schon so gegangen, dass ich auf meinem Stuhl saß und nicht mehr wusste, wie ich mich geradehalten sollte, wenn bei Leuten im Gespräch solche klebrigen, unangenhmen Sachen an's Licht kamen. Dann fragte ich mich: Wie macht das der Samarpan, dass er DAS aushält?! Diese Frage war mal ein ganzes Retreat lang von größtem Interesse für mich, denn ich hatte ständig mit Unwohlsein beim Zuhören zu tun. Ich entwickelte dabei eine enorme Wertschätzung für die Geduld, die Liebe, die Akzeptanz und die Toleranz, mit der Samarpan jedem einzelnen freundlich begegnet.

Was offensichtlich zu beobachten ist: Während der Retreats verjüngen sich die Gesichter der Teilnehmer. Ab und zu hatte ich das Glück, beobachten zu können, wie große Lasten von Menschen abfielen - manchmal im direkten Gespräch mit Samarpan, manchmal beim Zuhören.

Es kam auch vor, dass komplett gar nichts Benennbares für mich während so eines Retreats geschah - kein Knoten löste sich, keine Einsicht stellte sich ein, kein Problem löste sich auf. Es geschah einfach gar nichts. Erst zu Hause bemerkte ich, dass ich neu war. Ich begann Dinge zu tun, die mir - als Kopfmenschen - bis dahin vollkommen fernlagen: Ich bearbeitete die Erde im Garten unseres Mehrfamilien-Hauses und fing an, Blumen zu pflanzen oder ich räumte die Wohnung komplett um, um Raum für mich zu schaffen ...

Nach vielen Jahren mit Satsang-Besuchen und auf Retreats mit Samarpan und ohne jegliche Lektüre, begann ich denn doch wieder mit dem Lesen. Ich interessierte mich für Bücher über Zen. Das erste Buch, das ich auswählte,  war: Das Wunder des bewussten Atmens von Thich Nhat Hanh. Als ich es durchgelesen hatte, wusste ich, dass Samarpan ein Zen-Meister sein muss - aber ein völlig getarnter! Ohne irgendwelche Anleitung oder Unterweisung hatte ich all die Erfahrungen machen dürfen, die in dem genannten Buch beschrieben waren!

Aber die wertvollsten Geschenke der Retreats, von denen ich bis heute zehre und die ich weiter pflege, sind das ständige bewusste Training, mit der Aufmerksamkeit im Moment zu bleiben und die daraus resultierende Erfahrung der Stille im Alltag.

Ein Teilnehmer sagte einmal am letzten Tag eines Stille-Retreats: "Für mich gibt es keinen schöneren Urlaub, als hier mit Samarpan zu sein." Sehr wahr!
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Über den Autor:
Hausfrau, Mutter, Redakteurin des www.spirituelles-portal.de
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